Auf gestrigem Grund

Faksimiles eines Missale aus dem Stift Rein (2005) hat Luis Sammer weitergearbeitet, die verzierten Anfangsbuchstaben der kostbaren Lettern weitergemalt, zugemalt, ihnen kontradiktorisch eine andere Form entgegengesetzt. Es ist kein Zumalen, kein Auslöschen sondern ein Weitertreiben eines Interesses nach den Gesetzen der Farbe. Dass Gestriges ein Grund des Künstlers nicht nur sein kann, sondern als Metapher auch noch ist, schwingt bei ihm natürlich mit. Die Wertschätzung einer künstlerischen Annäherung gilt hier nicht dem, was Tradition nennt, sondern dem, was im Laufe der Zeit überwunden und entsprechend gering geschätzt wurde, eben gestrig, mit neuem Akzent.

Das ist die Geburtsstunde seiner späteren Objekte.
In späten Tagen, sagen wir einfach so, hat Luis Sammer die Malerei verlassen. Sie ist ihm, wie er selbst sagt, "entlaufen". Anfänglich als rostfrische Fingerübung, als er mit rostigen Nägeln gespielt hat, dann als eine Art Recreation, kombiniert mit kreativer Verwertung der verwandten Utensilien, nach dem Abschluss malerischer Arbeit auf Papier und Leinwand. Schlussendlich hat er all diese Dinge zur Kunst erklärt, sie mit Plexiglaskästen umhüllt und somit wertvoll gemacht - auratisiert wäre sicher zu viel gesagt, aber dem Staube entzogen! Oder einfach nur verschlossen, damit sein unbändiger Drang, daran fortan etwas zu verändern, für immer gezügelt und verhindert wird - um die Phantasien wieder Neuem zuzuwenden.

Johannes Rauchenberger


 


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